Mit Jasmin und Eva war ich nach Stepantsminda (auch bekannt als Kazbegi) gekommen und hatte erste Erfahrungen mit dem georgischen Fahrstil gemacht. Während in den Städten auch Zebrastreifen relativ sicher genutzt werden können, scheint in den ländlicheren Regionen keine Regel zu gelten. Gerade in den Bergen, wo es viele Kurven gibt, und viele Laster auf der alten Heerstraße Richtung Russland fahren wird jedes Überholmanöver zum kleinen Abenteuer. Nach unserer Ankunft haben wir mit Hilfe eines Deutsch-Georgischen Paares ein freies Gästezimmer gefunden – ein sehr einfaches mit herzlichen Gastgebern, die leider kein Wort Englisch konnten.
Da wir noch etwas Zeit übrig hatten stiegen wir zu der bekanntesten Kirche Georgiens, die hoch über der Stadt und unterhalb des über 5000m hohen Berges Kazbeg liegt. Die großen Touristenmassen waren zum Glück schon wieder im Tal und so konnten wir den herrlichen Blick, das tolle Wetter und die schöne Kirche voll genießen. Sehr beeindruckt hat uns hier der Mönch, der eine enorme Ruhe und große Autorität ausstrahlte bei der Ermahnung verschiedener Besucher in und außerhalb der Kirche.
Beim Abstieg nach Sonnenuntergang trafen wir auf Ben aus Paraguay, der gerade vom Gergeti-Gletscher kam. Seine erste Begegnung mit Schnee, hier in Form von „ewigem“ Eis, hatte er auf seinem iPhone festgehalten, das er noch am Gletscher verloren hat. Aber er war froh, in der Dunkelheit nicht ganz alleine den weiten Fahrweg zurück zu laufen. Der kürzere Wanderweg schien uns allen zu gefährlich.
Am Tag nach Juta
Da unsere Pläne gerade etwas unterschiedlich waren haben wir uns nach der Wanderung auf den Chaukhi-Pass und einem langen, gemütlichen Frühstück auf der Hütte getrennt. Jasmin und Eva sind Richtung Kutaissi getrampt, während ich zurück nach Stepantsminda wollte, um den Gletscher zu besteigen. Nachdem ich ein Gästezimmer gefunden hatte, das auf dem Weg zur Kirche lag, habe ich noch einen handlicheren Rucksack und Steigeisen gemietet, ein paar Besorgungen gemacht und im „Cozy Corner“ gegessen, das wir schon zwei Tage vorher besucht hatten.
Ich wollte gerade zahlen, da kamen zwei Frauen ins Restaurant. Ich wusste sofort, wenn die Deutsch reden, ist eine der beiden Sina aus Heidelberg. Sina ist Trauzeugin von Petra und Frank, mein Freund Steffen Trauzeuge. Und allein nach den Erzählungen von Frank und Petra vor bald vier Jahren sollten Sina und ich verkuppelt werden – wir würden so gut zusammen passen. Wir haben uns zweimal getroffen, und es würde sicher vieles passen, aber Romantik kam bei uns beiden nicht auf. Auch jetzt nicht, wo wir uns zufällig im weit entfernten Kaukasus treffen. Wir können diesen Zufall kaum fassen.
Da wir verschiedene Pläne hatten, haben wir uns nach langem Austausch unserer Erfahrungen in Georgien herzlich verabschiedet.
Auf dem Weg zurück zum Guesthouse Tadi musste ich noch über sehr dunkle Wege. Die Kühe, die rechts und links des Weges liegen überraschten mich umso mehr, da ich Sie erst in unmittelbarer Nähe bemerkte.
Im Guesthouse hole ich mein Stativ: der Blick auf den von Eis bedeckten Kazbeg, die Kirche hoch über der Stadt und der darüber leuchtende Mond sind einfach zu verlockend.
Mein Aufenthalt in Stepantsminda sollte sich noch um weitere Nächte verlängern, doch dazu später mehr.












20. September 2018