Ich bin schon viel in kritische Situationen gekommen – auf meinen Reisen gibt es oft keinen Gurt in den Autos und die Fahrer scheinen nicht so an ihrem Leben zu hängen. Heute wird es ernst. Unser Fahrer von Mestia muss an einem wolkenverhangenen Tag Sonnenbrille tragen. Da das nicht reicht sehe ich zufällig, dass uns ein unbeleuchteter Wagen aus einem ebenfalls unbeleuchteten Tunnel entgegen kommt, während unser Fahrer auf enger Straße gerade einen Wagen auf gleicher Höhe überholt. „ACHTUNG“ schreie ich Eva und Jasmin zu, die am dösen sind. Da vor mir etwas Platz ist springe ich nach vorne und kralle mich am Klappsitz des Vordermanns fest, den ich bei der folgenden Vollbremsung nach vorne drücke. Ich war selten so froh, heile aus einem Auto zu kommen. Ein sonst übliches Danke an den Fahrer kommt mir nicht mehr über die Lippen und ich bin froh, die weitere Fahrt im Zug zu sein – von Zugdidi nach Tiflis, wo wir nach über 10 Stunden ankommen. Die Überlegung, hier ein Motorrad zu mieten ist endgültig gestorben, die Überholmanöver sind einfach zu krass.
Nach einer Nacht in der bisher besten Unterkunft wollten wir noch zusammen essen gehen. Nach einem ganz kleinen Frühstück im Café entrée ging es noch in die Stadt, an Stellen, die mir Eva und Jasmin noch zeigen wollten. Das Marionetten-Theater, das Café Leila, die Friedens-Brücke, den Bauernmarkt und die Altstadt. Dem Geheimtipp einer Georgierin folgend, die den beiden schon richtig gute Tipps gegeben hatte, sind wir weit aus dem Zentrum raus gefahren – leider diesmal aber eher enttäuscht worden. Weder die Lage, noch die Atmosphäre, noch das Essen konnten überzeugen. Da ich noch nach Sighnaghi wollte wurde ich immer unruhiger. Auf dem Rückweg in die Stadt und zu einer guten Eisdiele musste ich noch ins Hostel, mein Gepäck holen. Zur Sicherheit habe ich mich noch nach der letzten Marschrutka erkundigt. Ich hatte noch knappe 70 Minuten, um Jasmin und Eva in der Eisdiele zu treffen, zurück zur Metro zu kommen, nach Samgori zu fahren und den Bus zu finden. Jasmin und Eva waren nicht da. Nach ein paar verzweifelten Minuten und der Nutzung von teurem Daten-Roaming haben wir uns dann doch noch gefunden. Der Abschied war viel zu kurz, aber wir werden uns sicher bald wieder sehen. Es war einfach „übertrieben“ schön und „schön chic“ mit euch. Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen!
Den Bus habe ich im wirklich allerletzten Moment und nur durch einige schwer beladene Sprints erreicht. Es war der beste meiner Reise – Bus und Fahrer.
27.09.2018



